Lebendiger Weinberg


Der Dossenheimer Ölberg liegt im Vogelschutzgebiet (VSG) „Bergstraße Dossenheim-Schriesheim“. Durch die naturnahe Bewirtschaftung der Reben, dem Erhalt von Hecken und Rainen sowie dem Anbau von Obstbäumen und Sträuchern unterstützen wir nach Kräften eine vielfältige, artenreiche Kulturlandschaft. 


Im Weinberg arbeite ich umweltverträglich. Ich verzichte auf Herbizide, Insektizide und Kunstdünger und fördere Artenvielfalt und einen gesunden, vitalen Boden. In Teilen meiner Weinberge wird schon seit 1974 so gewirtschaftet. Unterstützt werde ich dabei vom Beratungsdienst Ökologischer Weinbau e.V. am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg. Hier gibt es Fortbildungen, Begehungsrunden und individuelle Beratung.


Mein Bestreben ist es, das Agro-System Weinberg zu stärken. Alle Lebensbereiche im Weinberg sollen aktiviert werden. Dabei geht es um die Rebe (Stamm, Laubwand, Wurzeln), das Umfeld (z.B. Böschung)  die Bodenzone und den Boden. Zusätzlich schaffen wir Rückzugsräume für Insekten, Eidechsen und Vögel. 


Einige der durchgeführten Maßnahmen sind:

  • Errichtung von Steinhaufen für Mauereidechsen
  • Totholzhaufen für Insekten
  • Nist- und Überwinterungsmöglichkeiten für Vögel und Fledermäuse
  • Obstbäume (s. unten)
  • Blühstreifen und Sträucher
  • Vogelfütterung
  • Bau von Trockenmauern (s. unten)

Bau einer Trockenmauer


Trockenmauern halten die Wärme der Sonne und bieten Amphibien und Insekten einen idealen Lebensraum. So kann sich die Vielfalt der Lebewesen im Weinberg erhöhen und damit auch die Stabilität des ökologischen Systems.


Die Skizze zeigt einige wichtige Details, die beim Bau beachtet werden sollen. Die Trockenmauer braucht ein Schotterfundament und zum Berg hin eine Drainage. So kann sich die Mauer der Trockenheit und Feuchtigkeit an das Erdreich anpassen. Unterschiedliche Steinstärken erleichtern eine gute Verzahnung. 


Sandstein aus Grassellenbach, unsere Söhne, ein Freund und eine professionelle Gartenbaufirma machten es in drei Tagen möglich. In der Fotogalerie sind einige Momente festgehalten.

Die Böschung wird vorbereitet.

Obstbäume im Weinberg


An den richtigen Stellen gepflanzt (z.B. im Norden, an Böschungskanten und in Senken) nehmen Obstbäume den Reben nicht so viel Sonne weg. Natürlich brauchen Sie Platz und verringern so die nutzbare Weinbaufläche. Sie erhöhen aber die Biodiversität und tragen so zu einem robusteren Agrarsystem bei. 


Vier Obstbäume habe ich auf meinem Grundstück übernommen: zwei Apfelbäume, eine Kirsche und einen Pfirsich. Diese Bäume haben es geschafft, denn erst mit der Zeit zeigt sich, welcher Baum sich an seinem Standort wohl fühlt und sich behaupten kann. Mein Kirschbaum ist alt und mächtig. Ein Apfelbaum fiel in einem feuchten Mai um. Ich konnte ihn wieder aufrichten und angebunden trägt er alle zwei Jahre. Der Pfirsich ist ein Wildling. Der Geschmack bitter, die Marmelade lecker.

2011 hatte ich sechs neue Bäume gepflanzt. Ein Mandelbaum in der Spitzkehre, eine Quitte, eine Kirsche und drei Pflaumenbäume. Die Quitte hat sich sofort wohl gefühlt. Schon im zweiten Jahr gab es Früchte. Der Mandelbaum hat mit der Kräuselkrankheit  zu kämpfen und wächst sehr langsam.

 Die drei Pflaumenbäume kommen jetzt nach fünf Jahren so langsam an ihrem Platz an: die Stämme entwickeln sich und jeder Baum hat dieses Jahr erstmals ca. ein Dutzend Früchte getragen. Einer dieser Bäume starb plötzlich während der Blüte ab. Ein tiefer Riss ist im Stamm und ich vermute, dass er vom Blitz getroffen wurde. Ich lasse den Baum stehen und habe eine Rambler-Rose an ihn gepflanzt, die den Baum nun als Klettergerüst nutzt.

Die Kirsche ist eingegangen. Auch die Nachpflanzung einer neuen Kirsche 2012 hat es nicht geschafft – ich habe sie dieses Jahr gegen eine Birne getauscht.

2012 habe ich drei Pfirsichbäume gepflanzt. Sie haben auch mit der Kräuselkrankheit zu kämpfen, tragen wenige Früchte und wachsen kümmerlich. Dieses Jahr mit dem sehr feuchten Frühsommer war der Pilzbefall extrem. Fast alle Zweige und Blätter waren betroffen und erst nach der Blüte erholten sich die Bäume etwas. Einen Baum musste ich dieses Jahr ersetzen. Seit November 2016 probiere ich ein ökologisches Rezept aus: 10 %ige Brandweinessiglösung mit einem Spritzer Spülmittel oder Essigreiniger tropfnass auf den gesamten Baum (Äste und Stamm) spritzen. Diese alternative Behandlung wird vom DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Bad Kreuznach empfohlen. 2017 waren die Bäume gesünder und es gab wieder Pfirsiche. Allerdings wurde es in den Folgejahren wieder schlechter und letztendlich habe ich alle drei Pfirsiche wieder gerodet.

2013 habe ich einen Apfelbaum, der lange Zeit von Brombeeren und Gestrüpp überwuchert war, noch einmal umgepflanzt. Bäume bis zu 10 Jahren kann man noch umpflanzen – mein Baum hat es geschafft und seine Wurzeln kommen langsam wieder tiefer. Allerdings kamen dann trockene Sommer und ohne zusätzliches Gießen ging er ein.

2016 habe ich drei Birnenbäume gepflanzt. Große Pflanzlöcher, etwas Pflanzerde hinzugemischt, gut angebunden und hoffen, dass sie einen guten ersten Winter verbringen, in dem die Wurzeln Kontakt mit dem Erdreich aufnehmen und wachsen. Insbesondere im ersten und zweiten Pflanzjahr sollten die Bäume gelegentlich kräftig gegossen werden. Aber das ist,  wenn es heiß und das Wasser knapp ist, leichter gesagt als getan. Einer dieser Birnenbäume brach nach einem Sturm ab. 

Insgesamt habe ich in den letzten fünf Jahren 13 Bäume gepflanzt. Bäume brauchen an der heißen und steilen Weinbergslage viele Jahre, um anzukommen und sie brauchen dazu geeignete Bedingungen und eine aufmerksame Pflege. Jedes Jahr werden die Bäume im Februar geschnitten und ich achte darauf, den Bewuchs im Bereich der Baumscheibe kurz bzw. frei zu halten. Rindenmulch und zum Steil auch Steinkreise sollen die Bäume zusätzlich schützen.